Regina Mangold, Leiterin der Mädchenwohngruppe Töniesweg, über den Corona-Alltag mit elf jugendlichen Mädchen

Die Schule besuchen, sich mit Familie und Freunden treffen, einfach mal rausgehen: Das, was Jugendliche normalerweise tun, war für die elf Mädchen aus der AWO-Mädchenwohngruppe Töniesweg lange nicht möglich. Denn während der Corona-Zeit galten auch dort strenge Regeln. Niemand durfte die Einrichtung verlassen, Kontakte zu Außenstehenden waren nur sehr eingeschränkt möglich. „Die Mädchen durften lediglich eine Kontaktperson bestimmen, mit der sie sich einmal pro Woche treffen durften“, sagt Wohngruppenleiterin Regina Mangold. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, wurden die Jugendlichen mit dem Auto zu diesen Terminen gefahren.

Drei Kolleginnen in Quarantäne

Die Betreuerinnen der Mädchenwohngruppe standen indes vor ganz anderen Herausforderungen: Sie mussten den Tagesablauf komplett neu organisieren und den Heimunterricht begleiten. Und das bei einem personellen Engpass. „Gleich drei Kolleginnen mussten nach Urlauben in zweiwöchige Quarantäne“, erzählt Regina Mangold. Dank ihres engagierten Teams, darunter Aushilfen und Teilzeitkräfte, habe man diese Zeit jedoch gut überbrücken können.

Für die zwölf- bis 19-jährigen Mädchen sei die Corona-Zeit vor allem zu Beginn recht schwierig gewesen, sagt die Einrichtungsleiterin: „Von heute auf morgen fiel alles weg. Es hat gedauert, bis sie die Situation verstanden haben.“ Besonders bitter: Ein Mädchen habe wegen der Corona-Krise sogar ihren Ausbildungsplatz verloren. „Der Gastronomiebetrieb, bei dem sie beschäftigt war, hat Insolvenz angemeldet.“ Eine neue berufliche Perspektive zu finden sei schwierig gewesen. Termine beim Jobcenter seien zum Beispiel gar nicht möglich gewesen.

Eigenes Gemüse angebaut

Es gibt aber auch Positives zu berichten: Um der Langeweile zu entfliehen, haben sich die Betreuerinnen viele Gemeinschaftsaktionen einfallen lassen. Es wurde gebastelt und gespielt. Im Garten sind zudem Hochbeete entstanden. „Die Mädchen sind sehr stolz darauf, jetzt ihr eigenes Gemüse zu ernten.“ Solche Erlebnisse hätten die Gruppe zusammenwachsen lassen. Ihr Team habe während der Corona-Beschränkungen Großes geleistet, sagt Regina Mangold. Sie wünsche sich, dass der Einsatz der Mitarbeiterinnen – ähnlich wie bei den Pflegekräften – mit einer Corona-Sonderzahlung gewürdigt werde. Ein kleines Geschenk haben sich die Bewohnerinnen und Betreuerinnen der Mädchenwohngruppe übrigens selbst gemacht: Das Ende der strengen Corona-Beschränkungen haben sie mit einem Fußballturnier im Garten gefeiert.
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